BAP – Zeltfestival Ruhr, Bochum; September 1st, 2014
Weinend und lachend und mit einem denkbar blödes Grinsen auf dem Gesicht saß ich an diesem Abend auf meinem Platz im Zelt und hörte uns sah mal wieder BAP, die mich schon mehr als mein halbes Leben begleiten. Auch wenn es immer mal wieder Phasen gibt, in denen ich sie überhaupt nicht höre und manchmal überlege, ob sie mir noch so viel bedeuten wie eist, schaffen sie es doch immer wieder, mich zu überraschen. An diesem Abend hatte ich einfach nur ein schönes Konzert erwartet, aber es war so viel mehr. Bereits beim dritten Lied des Abends war ich am heulen und überhaupt funktionierte die neue Setlist besser für mich als die alte, obwohl sich gar nicht so viel verändert hatte. Es war eine ganz besondere Stimmung. 🙂
Wie auch beim letzten Mal ging es mit Noh all dänne Joohre’ und ‘Ruut, wiess, blau querjestriefte Frau’ los. Der erste Song als ruhiger Einstieg und der zweite zum Wachwerden. Aufgenommen wurde alles begeistert. 🙂 Mein erstes Highlight war ‘Für ‘ne Moment’, das mich an diesem Abend zu Tränen rührte. Warum mir dieses Lied auf einmal so nahe ging, kann ich nicht sagen, so ist es doch gar nicht “minge” sondern allenfalls “minge Bapp singe” Sprooch, die da besungen wird, aber genau dieser Gedanken war es dann auch, dass mich die durch BAP gewonnene gemeinsame Sprache meinem Vater viel näher gebracht hat. 🙂
Überhaupt war es insgesamt ein sehr emotionales Konzert, obwohl ich gar nicht dieses “letztes Konzert der Tour” – Gefühl hatte, dafür hatte ich ja viel zu wenige Konzerte besucht. Wie dem auch sei, die Stimmung im Zelt war gut, die Band bester Laune und selbst das strikte Curfew und die damit verbundene gekürzte Setlist störte kaum. Wie bei letzten Konzerten so üblich, sorgte auch diesmal die Crew für Überraschungen: Passend zu ‘Ich wünsch mir’ spazierte plötzlich eine Bauchtänzerin auf die Bühne, die gekonnt die Hüften schwang. Das war auf jeden Fall schön anzusehen.
Auch sonst gab es Momente zum Lachen, wie bei Wolfgangs Erzählung, dass er grade auf der Suche nach einer Bibelstelle war, als plötzlich die Zeugen Jehovas vor der Tür standen. Im Verlauf des Abends spielten BAP alle Lieder, die Frauennamen mit vier Bustaben enthielten. ‘Anna’ war dabei wohl durch einen Zwischenruf in Zürich wieder auf die Setlist gekommen, Rita ist sowieso immer dabei, ‘Lisa’ als Geschenk an die Fans und ‘lena’, weil es eben grade passte.
Im zweiten Teil freute ich mich besonders darüber, ‘Kristallnaach’ zu hören. Diese Version war unglaublich gut – wer hätte gedacht, dass eine pedal steel guitar so nach Sirenen klingen kann. Die Musik schaffte hier eine sehr bedrückende Atmosphäre, genau passend zu dem Song. Überhaupt waren im Verlauf des Abends viele interessante Instrumente zu hören und die neuen Arrangements der Lieder funktionieren nach wie vor wirklich gut, vielleicht zum Ende der Tour sogar besser als am Anfang.
Einzelheiten kann ich gar nicht wiedergeben, nur ein Gefühl, nirgendwo anders sein zu wollen an diesem Abend und jede Minute dieses Konzerts zu genießen. Besonders viel Applaus gab es an diesem Abend für Jürgen, was mich besonders freute, als ich im Nachhinein erfuhr, dass er sich an diesem Abend von BAP verabschiedete. Damit ist dann von der BAP Besetzung, die in 1989 bei meinem ersten Konzert gesehen habe nur noch Wolfgang übrig. Das Konzert endete passend mit ‘Do kanns zaubre’, ‘Songs sinn Dräume’, ‘Sendeschluss’. Nach den ersten Zugaben hatten sich einige nicht mehr setzen wollen und das war völlig OK so, denn eigentlich lassen sich BAP ja viel besser im Stehen genießen. Alles in allem war es ein sehr schöner Abend und ein guter Tourabschluss. Ich hoffe es werden noch viele folgen.
Setlist
Noh all dänne Joohre
Ruut, wiess, blau querjestriefte Frau
Für ‘ne Moment
Zosamme alt
Rääts und links vum Bahndamm
Anna
Rita, mit zwei
Magdalena (weil Maria hatt ich schon)
Nöher zo mit
Ich wünsch mir
Shoeshine
Souveniers
Morje fröh doheim
Lisa
Noh Gulu
Jupp
Kristallnaach
Prädestiniert
Lena
Verdamp lang her
Do kanns zaubre
Songs sinn Dräume
Sendeschluss