BAP – Lichtburg, Essen; 18. März, 2014
Etwas über 25 Jahre nach meinem ersten und knapp zwei Jahre nach meinem bisher letzten BAP Konzert war es also mal wieder so weit, mit Sitzplatz diesmal, in der Essener Lichtburg. Ich war gespannt auf diese ‘zieht den Stecker Tour’, hatte ich mich doch seit ‘Halv su wild’ nicht mehr wirklich mit BAP beschäftigt und auch wenig Konzerte besucht in den letzten Jahren. Die ‘Tonfilm’ Tour hatte ich noch in guter Erinnerung, auch wenn ich damals zu denen gehörte, die lieber gestanden hätten. An diesem Abend fand ich den Sitzplatz gut, vor allem weil er mir das stundenlange Anstellen ersparte. Irgendwie bin ich dann doch mit der Band älter geworden. 😉 Vill ess passiert in all den Jahren und im Verlauf des dreistündigen Konzertes habe ich gelernt, dass sich mein Verhältnis zu dieser Band, zu dieser Musik verändert hat seit damals. Das soll jetzt nicht heißen, dass mir das Konzert nicht gefallen hätte, im Gegenteil – ich fand es wirklich schön. Es ist auch nicht so, dass mich die Lieder nicht mehr berührt hätten, nein, diese Musik hinterlässt nach wie vor ihre Spuren bei mir. Es ist aber definitiv nicht mehr so, dass ich nicht genug kriegen kann, dass ich den Drang verspüre, auf jedes Konzert unbedingt und sobald wie möglich ein weiteres folgen lassen zu müssen. Sicher hätte ich dabei viel Spaß, aber es ist nicht mehr nötig und das ist OK. Alles in allem war es ein sehr entspannter Abend zum Genießen, also genau das, was ich mir erhofft hatte. 🙂
Nach meiner Ankunft suchte ich den Saal nach bekannten Gesichtern ab und sah zunächst kein einziges, aber später fielen mir dann doch ein paar der Unheilbaren auf. Wolfgangs Anmerkung ganz zu Anfang, er sähe nur bekannte Gesichter, konnte ich allerdings nicht unterschreiben. Beim Blick auf die Bühne fiel zunächst die Vielzahl der Instrumente auf: Drums, Percussion, Kontrabass, Cello, Geige, Gitarren und noch verschiedene Instrumente, die ich nicht auf Anhieb identifizieren konnten. Der Saal war voll besetzt und als fast pünktlich das Licht ausging, jubelte ich mit allen anderen.
‘Songs sinn Dräume’ machte den Anfang, stimmte ein auf diesen Abend der ruhigeren Lieder. ‘Ruut, wiess, blau..’ schloss sich nahtlos an und wurde begeistert aufgenommen und ‘Für ‘ne Moment’ brachte auch für mich das Konzert richtig ins Rollen. auch nach so vielen Malen kann ich mich an diesem Lied niemals satthören. Erst danach erzählte Wolfgang und von dem langjährigen Plan eine “unplugged” Tour zu machen (die dann nicht so heißen durfte, weil MTv an dem Wort die Rechte hat) und das aktuelle Album – wie er es formulierte “eine Danksagung an meinen Schutzengel”, bei dem natürlich viele Liebeslieder nicht fehlen durften. Von diesen bekamen wir dann auch einige geboten, dabei auch solche, die zumindest ich lange nicht mehr gehört hatte. Besonders über ‘Paar Daach fröher’ habe ich mich sehr gefreut.
Die erste Hälfte des Konzerts bestand für mich vor allem aus Liedern zum Zuhören, weil ich einerseits nicht textsicher war und die gewählten Stücke zum anderen auch nicht gerade solche zum Mitgrölen waren. Ich fand’s schön, aber ein bisschen vermisste ich den Rock ‘n’ Roll Kick, der mich sonst irgendwann bei jedem BAP Konzert erfasst. Ich hatte fast das Gefühl, neu lernen zu müssen, dieser Band zuzuhören. Nach einer Weile gelang das dann auch und gefiel mir immer besser. Irgendwann wurde auch die Band vorgestellt und so erfuhr ich dann, dass der Mann an der Gitarre Ulrich Rode war (als Ersatz für Helmut, der aus familiären Gründen diesmal nicht dabei sein konnte) – wie Wolfgang erklärte hatte Anne de Wolff eben nicht nur unterschiedliche Instrumente, sondern auch ihren Mann mitgebracht. Percussion spielte Rhani Krija, der schon ganz lange einmal mit BAP hatte touren wollen. Mit dem Dylan Cover ‘Alles, wat ich zo jähn wöhr’ ging es in die Pause, denn “Wenn es Sitzplätze gibt, muss man auch Pause machen”. Mir war’s recht, so hatte ich Gelegenheit, kurz alten Freunden und Bekannten hallo zu sagen. 🙂
Nach der Pause ging es für mein Gefühl rockiger weiter. Vielleicht auch nur deswegen, weil mir die Texte bekannter waren. Jedenfalls war Mitsingen zu hören du es wurde auch mitgeklatscht. es freut mich immer wieder, wenn mir bei Lieder, die ich jahrelang nicht gehört habe, doch noch die Texte einfallen. Dieser zweite Teil des Konzertes brachte für mich ein Wiedersehen mit den alten Bekannten ‘Lena’ und vor allem ‘Lisa’, das immer eins meiner Lieblingsstücke war, aber laut Wolfgang seit der ‘Ahl Männer’ – Tour nicht mehr gespielt wurde. So richtig überrascht hat mich aber die Tatsache, dass ‘Neppes, Ihrefeld un Kreuzberg’ ausgegraben wurde und sogar funktionierte. Manchmal lohnt es doch, ganz alte Lieder wieder abzustauben. 🙂 Das letzte Lied vor der Zugabe war ‘Verdamp lang her’ und brachte richtig Schwung ins Publikum. Zum Aufstehen reichte es aber bei den meisten noch nicht. Wolfgang hatte eingangs schon richtig bemerkt, dass wir ihnen inzwischen die Sitzplätze wohl nicht mehr übel nehmen. 😉
Gerne ließ sich die Band wieder heraustrommeln und bescherte außer ‘Verjess Babylon’ auch noch “Frauenname mit vier Buchstaben” (Rita, nicht Anna) mit ‘Do kanns zaubre’ noch das Liebeslied, bei dem viele traurig wären, würde es nicht gespielt. Es war zweifelsohne eine sehr schöne Version. Damit aber noch nicht genug, auch nach der zweiten Verabschiedung kamen BAP zurück und legten noch drei Zugaben nach. Das atmosphärisch dichte ‘Rääts un links vum Bahndammm’, ‘All die Aureblecke’ und ganz zum Ende passenderweise ‘Sendeschluss’, eins der Stücke von denen ich auch nie geglaubt hätte, sie einmal live zu hören. Hatte ich im Verlauf des Abends noch überlegt, ob es jetzt so ist, dass mich BAP nicht mehr berühren, so wurde ich nun eines Besseren belehrt. gerade die beiden letzten Songs rührten mich zu Tränen, aus unterschiedlichen Gründen, aber auf sehr persönlicher Ebene – ich kenne sie, diese Augenblicke, die mir keiner jemals wird nehmen könne und sehr viele von ihnen sind irgendwie mit Musik verknüpft, natürlich auch mit der Musik von BAP. So konnte ich dann nach Abschluss des Konzerts mit immer noch feuchten Augen und einem glücklichen Lächeln auf dem Gesicht gen Heimat fahren und mich auf das nächste Mal freuen. 🙂
Setlist:
Songs sinn Dräume
Ruut, wiess, blau querjestriefte Frau
Für ‘ne Moment
Zosamme alt
Nöher zo mit
Paar Daach fröher
Magdalena (weil Maria hatt ich schon)
Novembermorje
Frankie un er
Ich wünsch mir
Woröm dunn ich mir dat eijentlich ahn?
Alles, wat ich zo jähn wöhr
Et Levve ess en Autobahn
Morje fröh doheim
Lisa
Noh Gulu
Jupp
Neppes, Ihrefeld un Kreuzberg
Prädestiniert
Lena
Verdamp lang her
Verjess Babylon
Rita, mit zwei
Do kanns zaubre
Rääts un links vum Bahndammm
All die Aureblecke
Sendeschluss