Noh all dänne Joohre

BAP – Philharmonie, Köln; 22. April 2014

BAP die zweite also in diesem Jahr und damit schon doppelt so viele Konzerte wie 2012. 😉 Diesmal trugen sich die Geschehnisse in der ehrwürdigen Philharmonie zu Köln zu – ich war gespannt. Mein Sitzplatz war auf jeden Fall gut, mit einem super Blick auf die Bühne und so saß ich gespannt und wartete auf den Beginn. Der Saal war ausverkauft und überall sah ich erwartungsvolle Gesichter, einige davon alte Bekannte. Um koot nach Aach war es dann auch soweit: nach und nach trat die Band auf die Bühne.

‘Noh all dänne Joohre’ war ein guter Einstieg und zeigte einmal mehr, dass es bei dieser Tour stärker um Reflektionen geht, als bei so vielen zuvor. Zumindest ich finde hier viel mehr Zeit, meine Gedanken wandern zu lassen, als bei den Rockshows, die ich sonst von BAP gewöhnt bin. Nach all den Jahren immer noch Unruhe auf der Seele? Ja, kann schon sein, aber für mich heißt das auch, nach all den Jahren das Träumen noch nicht verlernt zu haben und auch wenn man weiß, wo man hingehört eben nicht in Routine zu verfallen, immer noch Ziele zu haben. Das fängt diese Song für mich gut ein – die nachdenkliche Stimmung bleibt über den Abend erhalten. Etwas unerwartet zwar, aber sehr schön.

Wieder scherzte Wolfgang über die Sitzplätze, die wir inzwischen doch alle gerne annähmen und versprach, an diesem Abend alle Anwesenden zu beidienen, von den Stammgästen, die gerne die selten gespielten Leider hören möchten, bis hin zu Lieschen Müller, die BAP nur aus dem Radio kennt. Neben einigen Raritäten würden sie das eine Lied das Lieschen Müller kennt natürlich auch spielen und genau so kam es dann auch. 🙂

Nach dem anderen Anfang haben sich im Vergleich zu meinem letzten Konzert im März hauptsächlich die Positionen einiger Songs auf der Setlist verändert. Eine weitere Neuerung gibt es jedoch: ‘Frankie un er’ hat ‘Shoeshine’ Platz gemacht. Es freut mich, das Lied von dem Schuhputzer im Grand Hotel wieder zu hören und auch die Geschichte dazu habe ich immer gemocht. Geschichten gibt es noch öfter an diesem Abend, viele davon schon gehört und mit den Jahren lieb gewonnen. Sie gehören zu BAP genauso wie die Musik und würden mir fehlen, wenn sie plötzlich wegblieben.

Die Musik war auch an diesem Abend wieder eine Reise durch viele Jahre Bandgeschichte, für meinen Geschmack ein wenig zu ruhig im ersten und dafür kraftvoller im zweiten Teil des Konzerts. Neben Anne de Wolff, Ulrich Rode und Rhani Krija war auch Julian Dawson zu Gast, der für die drei Konzerte in der Philharmonie extra aus London angereist war. Bei ‘Rääts und links vum Bahndamm’, ‘Alles, wat ich zo jähn wöhr’, ‘Lena’ und ‘Verdamp lang her’ war er mit Mundharmonika und sichtlich Spaß dabei. Er war ein gern gesehener Gast und wurde genauso bejubelt, wie der Rest der Band.

Auch bei so vielen nachdenklichen Liedern war das Ganze natürlich keine bierernste Angelegenheit. Ob nun Aufforderungen zum Schunkeln bei ‘Verjess Babylon’ (was man in Köln natürlich nicht erklären muss ;)) oder auch die Verteilung von Keksen zum Ende des Abends mit “Das Leben des Brian” – Zitaten “Setz Dich, nimm dir ‘nen Keks”, Gelegenheit zum Lachen gab es genug. Das Publikum war begeistert dabei und mitgesungen wurde auch. Wie immer in Köln, waren viele Zugereiste anwesend, um ihre Band in der Heimat zu erleben. Die Stimmung dort ist doch immer noch etwas Besonderes.

Ich fühlte mich auf jeden Fall gut unterhalten, auch wenn ich wieder feststellte, dass BAP nicht mehr dieselbe Bedeutung für mich haben wie noch vor 10 Jahre. Die Musik gefällt mir nah wie vor und ich mag die Konzerte, aber der Wunsch, immer gleich ds nächste sehen zu müssen, ist nicht mehr vorhanden. Dennoch sehe ich nach wie vor gerne mehr als ein Konzert und freute mich auch schon darauf, in zwei Tagen wieder in der Philharmonie zu sein.

Wie auch schon in Essen, hat mich der Zugabenteil besonders berührt. Diesmal vertraute Wolfgang uns an, dass es eigentlich ein Eichhörnchen war, das da am Anfang von ‘All die Aureblecke’ eigentlich ein Eichhörnchen war, dass da über das Dach lief, aber die Katze eben besser in den Text passte. Passend baute er dann das Eichhörnchen dennoch ein. Mit ‘Sendeschluss’ endete das Konzert noch ein bisschen melancholischer, als es angefangen hatte. Ich kann mich wiederfinden in diesem Text vom Hinterherreisen, um dem “richtigen Leben” zu entkommen, die Hoffnung und auch die Enttäuschung gut nachvollziehen. Nichts desto trotz blicke ich mit einem Lächeln zurück, fühle mich gut aufgehoben in dem Momenten, die ich auf Konzerten “meiner” Bands verbracht habe. In diesem speziellen Moment wünschte ich mir, dass es dem im Lied besungenen Fan heute genauso geht. :´)

Es war schön, ma jonn! Bess demnähx!

Setlist

Noh all dänne Joohre
Ruut, wiess, blau querjestriefte Frau
Für ‘ne Moment
Zosamme alt
Rääts und links vum Bahndamm
Paar Daach fröher
Magdalena (weil Maria hatt ich schon)
Nöher zo mit
Shoeshine
Ich wünsch mir
Woröm dunn ich mir dat eijentlich ahn?
Alles, wat ich zo jähn wöhr

Et Levve ess en Autobahn
Morje fröh doheim
Lisa
Noh Gulu
Jupp
Neppes, Ihrefeld un Kreuzberg
Prädestiniert
Lena
Verdamp lang her

Verjess Babylon
Rita, mit zwei
Do kanns zaubre

Novembermorje
All die Aureblecke
Sendeschluss

Nachtrag: Das zweite Konzert in Köln fiel dann doch für mich aus. An dem Abend war die Stimmung einfach nicht die richtige dafür und ich wäre mit meinen Gedanken sowieso nicht dabei gewesen. No regrets.

Comments are closed.