Ne schöne Jrooß

BAP – Palladium, Köln; December 21st, 2016

Ne schöne Jrooß ahn all die, die unfählbar sinn,
vun nix en Ahnung hann, die ävver, immerhin
su dunn als ob, weil op Fassade, do stonnn se halt drop.

Kurz vor Weihnachten war es mal wieder so weit und ich musste ein letztes Mal in diesem Jahr BAP sehen. Es gab Zeiten da hätte ich ohne mit der Wimper zu zucken alle drei Konzerte in dieser Woche mitgenommen, aber das war nun wirklich nicht drin. Eins wollte ich aber unbedingt sehen, waren dies doch die einzigen Stehplatzkonzerte der Tour. 😉 Wie von früher gewohnt schlug ich um 20 vor 4 am Nachmittag vor dem Palladium auf und wunderte mich, die erste zu sein. Die BAP fans werden doch nicht etwa alt? Bis halb fünf trudelten noch eine hand voll weitere Fans ein, darunter auch einige bekannte, aber das war lange nicht der Andrang, den ich bei den letzten “Stehplatztouren” erlebt hatte. Wir unterhielten uns nett und waren uns einig, dass wir tatsächlich alt geworden sind und mittlerweile die Sitzplätze auch gar nicht mehr schlimm finden. 😉 Noch dazu war es arschkalt. Zum zweiten Mal in diesem Monat fror ich also in Köln und hatte das Gefühl definitiv nicht genug anzuhaben. Irgendwann ist aber auch die längste Wartezeit vorbei und wir durften ins Warme. Die erste Reihe war sicher und es konnte losgehen. Auftauen, noch ein wenig im mitgebrachten Buch lesen und dann ging auch schon das Licht aus.

Mit ‘Frau ich freu mich’ ging’s los und vom ersten Wort an wurde mitgesungen. Es würde eine gute Nacht werden! Lange schon höre ich BAP nicht mehr so intensiv oder so oft wie noch beispielsweise 2001. Lange schon gehe ich nicht mehr auf so viele Konzerte, aber immer wenn ich es tue, sind sie wie alte Freunde, mit denen man noch reden kann, als hätte man sie gestern zuletzt gesehen. Heute, wie damals, sprechen sie mich an und ihre Musik vermag nach wie vor mich zu bewegen. 🙂 Wie alle anderen im Saal war ich sofort voll dabei und sang aus voller Kehle mit. Das ist nach wie vor das was ich auf Konzerten am liebsten tue. 😉 Als zweites Lied stand ‘Ne schöne Jrooß’ auf dem Programm und sprach mir an diesem Abend besonders aus der Seele. Mir fielen spontan einige Menschen ein, denen ich gerne einen schönen Gruß bestellen würde, vor allem denjenigen, die mein Leben nie verstehen werden… zum Glück habe ich genug Leute um mich herum, die mich zwar nicht unbedingt verstehen, aber zumindest akzeptieren so wie ich bin. 🙂

Es war schön, wieder bei einem BAP Konzert zu sein, es war schön, in der ersten Reihe zu stehen, nahe genug um Details zu sehen und es war schön, all diese Lieder mitzusingen und dabei in Erinnerungen zu schwelgen. Das Programm war gut gewählt, auch wenn ich mir noch ein paar Lieder hätte vorstellen können, die ich persönlich lieber gehört hätte. Die gibt es immer und was die Band hier bot war eine verdammt gute Mischung aus alt und neu, Balladen und schnelleren Stücken. Ich hatte auf jeden Fall Spass, war bei den älteren Stücken auch nach wie vor textsicher und freute mich, dass die Frau neben mir tatsächlich alles mitsingen konnte. An dem Punkt war ich auch mal, bevor zu viel andere Musik dazwischen kam. Aber alles gut, Hauptsache ich konnte genießen! 🙂

Wie immer, erzähle Wolfgang Geschichten, äußerte Gedanke zu den Songs und zum aktuellen Zeitgeschehen. Das gehört zu einem BAP Konzert genau wie die Musik und mir gefällt es, dass hier eben nicht nur einfach ein Programm abgespult wird. Ich glaube Wolfgang könnte auch nicht anders als zu kommentieren und so blieben an diesem Abend weder der Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt am Vortag noch das Leben in postfaktischen Zeiten und mit einem künftigen President Trump unerwähnt. Gesellschaftliches mischte sich mit Politischem und Privatem zu etwas, was das ganze Konzert verankerte. Die Worte rahmten die Musik ein, lieferten Hintergründe uns Anekdoten, genauso wie seit jeher. Auch deswegen schaue ich mir diese Band immer wieder an.

Im Vordergrund steht natürlich immer die Musik und ” ‘ne Band, die immer noch rockt!”. Sie haben sich im Laufe der Jahre immer wieder verändert, sie haben sich manchmal verjüngt, auch der Stil had den einen oder anderen Wandel erfahren, aber sie sind immer noch wiedererkennbar BAP und ihrer Musik, ihrem Stil generell treu geblieben. Die Fans wissen das zu schätzen und feiern die Band nach wie vor jeden Abend. Zu recht, wie ich finde. Es macht einfach immer noch und immer wieder Spass auf ein BAP Konzert zu gehen und nach den ersten Songs vergesse zumindest ich ganz leicht, dass ich im Laufe der Jahre mit der Band gealtert bin und die ganze Nummer jetzt doch anstrengender ist als vor 27 Jahren. 😉

Die Songs? Waren alle auf ihre Art gut. Klar habe ich meine Favoriten, könnte einige Sachen stundenlang immer wieder hören und andere lieber nicht, aber die richtige Mischung nacht es zwischen Liedern zum Nachdenken und solchen zum affrocke, denen zum mitsingen, wie im vielstimmigen Chor, sanft bei ‘Jraaduss’ oder gebrüllt wie bei ‘Arsch huh, Zäng ussenander’. Überraschungen gibt es immer wieder und in diesem Jahr habe ich mich gefreut, ‘Fortsetzung folgt’ wieder auf der Setliste zu finden, immerhin meine Einstiegsdroge. ‘Unger Krahnebäume’, mit dem neuen, langsamen Anfang finde ich sehr schön und auch ‘Jupp’ war mir sehr willkommen. Von der aktuellen CD sind derzeit ‘Absurdistan’ und ‘Alles relativ’ meine Favoriten, aber ich hätte sicher auch gern die Lieder gehört, die es nicht auf die Setliste geschafft haben. 🙂

Gäste gab es an diesem Abend keine, die waren wohl bei den ersten zwei Konzerten schon da, aber dafür ale eine für mich schöne Überraschung ‘Wellenreiter’ im Zugabenteil, auch wenn ich zugeben muss, dass ich dabei leider nicht ganz textsicher bin. Zum Glücke waren das aber alle anderen im Saal. 🙂 Die Band in der aktuellen Besetzung ist gigantisch gut, sie haben ganz offensichtlich Spass zusammen und es ist einfach schön, ihnen zuzuschauen und zuzuhören, egal ob sie gerade ein solo spielen oder gemeinsam eine Melodie erschaffen. Es war ein schönes Abschlusskonzert für die ‘Lebenslänglich’ Tour. Danke BAP! Bess demnähx!

Setliste:

Frau, ich freu mich
Ne schöne Jrooß
Nix wie bessher
Anna
Fortsetzung folgt
Aff un zo
Dä Herrjott meint et joot met mir
Die Ballade vom Vollkasko-Desperado
Alles relativ
Absurdistan
Vision von Europa
Diego Paz wohr nüngzehn
Unger Krahnebäume
Jraaduss
Alles em Lot
Paar Daach fröher
Do kanns zaubere
Kristallnaach
Arsch huh, Zäng ussenander
Verdamp lang her
Dausende vun Liebesleeder
Halv su wild
Alexandra, nit nur do

Amerika
Jupp
Stell dir vüür

Rita, mir zwei
Wellenreiter
Noh all denne Johre

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